Kürzlich besuchten Mitarbeiter des Tierheimes Nördlingen einen ungarischen Tiermarkt und ein ungarisches Tierheim. In BR24 wurde darüber berichtet, hier der Link:

https://www.br.de/nachrichten/bayern/hunde-aus-dem-ausland-tierschutz-oder-geldmacherei,RaH6lQj

Mit freundlicher Genehmigung von Manuela Kaußen dürfen wir die dort gemachten Aufanahmen auf unserer Seite verwenden. 

Diese Fotos sollen eine Mahnung sein! Auch wenn es einem das Herz zerreißt wenn man diese Tiere sieht, kauft man aber nur ein Tier bleibt die Maschinerie weiterhin in Betrieb. Gesetzliche Verbote gibt es nicht, aber zum Glück lassen einige Städte in Ungarn keine Tierverkäufe auf Märkten mehr zu.

Leider kommt aber bezüglich der Zustände in den ungarischen Tierheimen ein etwas falsches Bild bei den Lesern an, daher hier ein kleiner Aufklärungsbericht wie wir die Situation in Ungarn sehen und immer wieder erleben:

Hund aus dem Ausland – Geldmacherei oder Tierschutz? Die Frage darf sich nach meinem Bericht dann jeder selber stellen…

Seit 2011, damals war ich das allererste mal in Ungarn, und danach jährlich mehrmals in den verschiedensten Heimen und meine Eindrücke waren sehr unterschiedlich. Vorab – das TH Pécs kenne ich ebenfalls. Dies darf auf keinen Fall das Hauptbeispiel für ungarische Tierheime sein. Pécs ist eine relativ große Stadt, die Führung engagiert. Es gibt dort viele Helfer und auch freiwillige Menschen die mit den Hunden spielen und auch spazieren gehen. Das Heim ist weitläufig und wird auch vom BMT Deutschland unterstützt. Aber auch in diesem Tierheim gibt es einen Teil den die beiden Berichterstatterinnen vielleicht nicht sahen oder nicht erwähnt wurde. Einzelzwinger, alle besetzt mit Hunden die unverträglich sind  oder aggressiv, überwiegend Staffordshire-Terrier, was mit ihnen irgendwann passiert kann man nur erahnen.

Ich spreche aus meiner jahrelangen Erfahrung und für mich ist Tierschutz wie auch die beiden Damen sagen, vor Ort am Wichtigsten! Dies ist auch der Hauptfocus unserer Arbeit. Das heißt allerdings, sich nicht nur mit den Hunden, sondern besonders auch mit den Menschen vor Ort zu beschäftigen, zu akzeptieren wie ihre Mentalität ist, wie bereit sie sind Neues anzunehmen ohne als kluger “Deutscher” zu gelten der den Ungarn sagen will was sie zu tun und zu lassen haben. Und dann noch das Wichtigste, gegen das man leider oft wenig tun kann, der politische Teil der auch im Tierschutz eine große Rolle spielt.

Es ist vollkommen klar, daß die beiden Besucherinnen in Ungarn keine Strassenhunde sahen, die sah ich dort auch noch nie, weil es diese nicht gibt. Frei laufende Hunde haben oftmals Besitzer die wie bei uns früher auch, im Dorf spazieren gehen, mit oder ohne Halsband. Hunde die dort streunen (dies erkennt man wenn sie längere Zeit an einem Ort verbleiben) werden umgehend vom zuständigen Gyepmester (Hundefänger) der nächsten Quarantänestation (eigentlich Tötungen aber in Ungarn hört man das Wort nicht gerne) eingefangen. Es gibt in Ungarn zwar eine gesetzliche Chippflicht aber die Wenigsten halten sich daran, vielen fehlt dazu auch das Geld. Der Großteil dieser Hunde kann daher nicht zugeordnet werden. In der Station muss das Tier 14 Tage verharren. In dieser Zeit darf es vom Besitzer abgeholt werden. Nach dieser Frist darf das Tier an andere Menschen vermittelt oder getötet werden. Und ich denke jeder von uns kann sich vorstellen wie viele solcher Tiere kein neues Zuhause finden und was dann passiert. Das typische Beispiel auf unserer Homepage ist die Quarantänestation in Dombovar. Als wir dort 2011-12 anfingen gab es nur die qualvollen 1 qm Käfige. https://www.tierheimleben-in-not.de/…/s…/toetung-dombovar-2/

Und dann gibt es noch viele andere Tierheime die kaum Helfer haben, oder Freiwillige die nur abends kurz vorbeischauen und sich mit dem ein oder anderen Tier etwas beschäftigen.

Tierschutz vor Ort – das hört sich einfach an aber ist Schwerstarbeit. Es gibt inzwischen viele junge Menschen die sich engagieren und die meiner Meinung nach unterstützt und gestärkt werden müssen. Sie sind die Zukunft und sie können ein Umdenken dort veranlassen. Wir als Hilfsvereine können nur unterstützen, moralisch soweit es geht und auch finanziell.

Und da sind wir beim Punkt mit der “Geldmacherei” Ich sehe das aus unserer Vereinssicht und ich denke jeder Verein der ordentlich und transparent arbeitet weiß wovon ich rede. Ich frage mich immer wieder, wer verdient das Geld im Auslandstierschutz? Wir werden nach wie vor Hunde von dort vermitteln, da es in Deutschland nicht viele gut vermittelbare Hunde gibt, Viele Tierheime importieren bewusst Hunde aus dem Ausland um auch ein paar gut vermittelbare Mischlinge zu haben. Das Problem der deutschen Tierheime ist ein ganz anderes. In unserer Region Oberfranken z.B sind gut vermittelbare Hunde in Tierheimen so gut wie nicht vorhanden. Die Tierheime sitzen voll mit Staffordshire – die aus den nahen Bundesländern kommen wo diese gehalten werden dürfen oder viele Kangals, die hier sogar gezüchtet werden und auch schon beschlagnahmt wurden oder Kangals die als Welpe oftmals von einem Urlaub aus der Türkei mit hierher gebracht wurden. Sind sie dann ausgewachsen sind sie absolut unpassend für die Haltung in Städten oder Wohngebieten. Da ist ein viel grösserer Handlungsbedarf in diese Richtung. Von einem Tierschutzverein der Hunde aus dem Ausland holt wird man kaum ein Tier hier finden und wenn, dann sollte der Verein der das Tier nach D brachte auch Vermittlungshilfe leisten.

Die Gebühr die ein Verein für einen hier vermittelten Hund erhält muss als erstes mal versteuert werden mit 7% soweit im Vereinszweck Tiervermittlung hinterlegt ist. Dann müssen die Kosten vor Ort gedeckt werden, Impfungen, EU-Pass, Chip, Kombi Parasitenmittel, Bluttest, Kastrationen, evtl. weitere Behandlungen. Diese Kosten sind auch in Ungarn nicht billig und liegen zwischen 120 und 180 Euro. Dann kommt noch ein Transport hinzu, auch die speziell ausgestatteten Fahrzeuge müssen finanziert werden. Sie müssen der Tierschutztransportverordnung entsprechen und werden von den Veterinärämtern mit Auflagen belegt. Dann das Wichtigste.. wenn überhaupt noch etwas von dieser Gebühr übrig bleibt, damit wollen wir Projekte vor Ort machen wie Kastrationen, Futtermittelbeschaffung oder Renovierungsarbeiten bzw. Neubauten in den Tierheimen. Es gibt Tierheime da sind bis zu 250-350 Hunde auf engstem Raum vorhanden (unser Beispiel Tierheim Bogancs, Zalaegerszeg) Gutes Futter ist rar, sie bekommen im Inland meistens nur Abfälle aus den Supermärkten oder Schlachtreste. Ich denke eine Rechenaufgabe muss ich hier nicht darstellen – jeder kann sich vorstellen wie oft sie mit Futter kämpfen müssen. Wären da nicht Vereine wie wir, sie könnten nicht gut überleben. 

Dann gibt es auch noch kranke Hunde in Ungarn (die nicht mehr vermittelt werden können oder nicht mehr transportfähig sind) und häufig auch Tiere in Deutschland für die unser Verein  die Tierarztkosten übernimmt. Deutsche Tierärzte sind sehr teuer, diese Summen schnellen oftmals in einen 3-stelligen Bereich.

Die Tierheimleiterin des Tierheimes in Tapolca, sie ist Deutsche und lebt schon sehr viele Jahre in Ungarn sagte kürzlich zu mir, die ungarischen Tierheime brauchen Hilfe aus dem Ausland, sie können sonst nicht überleben. Von staatlicher Seite gibt es keine Hilfe, nur lediglich die Quarantäneeinheit wird bezahlt von der Stadt (aber nur Strom, Müll, Wasser – kein Tierfutter) und die dazugehörigen Arbeiter. Dies sind meist “Közmunkas” vergleichbar mit unseren 1-Euro-Joblern. Sie haben kein Verhältnis zu Tieren und müssen in solchen Programmen arbeiten. Sie verdienen ca. 40 000 Huf – das sind umgerechnet ca. 120 Euro. Es wird hier schnell klar, daß diesen Job freiwillig niemand machen kann um damit seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Tierpfleger für etwas mehr Geld können sich Tierheime kaum leisten.

Deshalb gibt es in den meisten Tierheimen kaum Helfer und die Tierheimleiter sind auch schon mal Tierhasser wo es nur ums Geld geht und nicht selten mal in die eigene Tasche gearbeitet wird. Es gibt auch Tierheimleiter die finanzell nicht vom Tierheim abhängig sind. Diese arbeiten sich oftmals auf weil für sie die Liebe zum Tier im Vordergrund steht und sie nach wenigen Jahren keine Energie mehr haben.

Es kann sich nun jeder die Frage nach dem “Geld verdienen” beantworten

Und diese Wenigen die sich für den Tierschutz Tag und Nacht in Ungarn einsetzen sind oftmals so ausgebrannt, da es eine Arbeit gegen Windmühlen ist. Die Polizei hält sich bedeckt, im Gegenteil es sind oftmals selbst Rassehundezüchter dabei, auch unter den Tierärzten. Diese werden dann für teures Geld verkauft. Sogar Amtstierärzte sind dabei keine Seltenheit. In Ungarn gibt es ein Tierschutzgesetzt, niemand beachtet es oder Verstöße werden geahndet. Erst kürzlich hat eine Frau ihren Hund 16 km hinter ihrem Auto zu tote geschleift – da passiert nichts von der staatlichen Seite. Dann die große Problematik mit den Zigeunern. Wo sie leben gibt es massenweise Hunde und Tierschützer haben es nicht einfach dort etwas zu erreichen, gerade was Kastrationen betrifft. Sie werden oftmals auch handgreiflich und haben kriminelles Potential. Also aktive Tierschützer haben es in diesem Land nicht einfach. Sie müssten demonstrieren gegen Vieles, allem voran gegen diese Welpenmärkte bzw. Tiermärkte wie in dem Bericht gezeigt. Das ist abartig und es wird immer wieder Menschen, auch Touristen und Deutsche geben die Tiere kaufen. Solange dies nicht von staatlicher Seite unterbunden wird, wird sich nichts ändern.

Wir können sie moralisch unterstützen, indem wir ihnen einige ihrer geliebten Tiere abnehmen und ihnen ein Zuhause suchen. Wir können sie “noch” finanziell bei Kastrationen, Aufklärungsarbeit und Futtermittelbeschaffung unterstützen. Sie dürfen nicht den Mut verlieren.

Einen Satz höre ich immer wieder wenn ich jemanden erzähle was ich mache: “Was in Ungarn da gibt es doch keine Hunde auf der Strasse da ist alles ok” Da ist definitiv nichts ok – man sieht es nur nicht. Es ist sauber aufgeräumt vor der Gesellschaft um einen guten Eindruck nach außen zu machen. Gerne laden wir Interessenten nach Ungarn ein…

Vereine wie wir es sind bekommen von den Veterinärämtern große Auflagen. Wir sind angehalten vor Ort etwas zu tun was auch die Hauptaufgabe sein muss, was allerdings nicht einfach ist, weder für uns noch für die Tierschützer dort. Der Weg ist sehr mühsam, ungarische Tierärzte oftmals sehr störrisch und starrsinnig. Kastrationen durch ausländische Tierärzte sind in Ungarn verboten. Oder es fehlen einfach Leute vor Ort die sich um eine Organisation kümmern können.

Jemand der eine Hund aus Ungarn aufnehmen möchte sollte sich vorab versichern ob auch vor Ort durch den Verein geholfen wird, auch das Veterinäramt des Vereinssitzes in D kann Auskunft geben wie seriös der Verein im Ausland arbeitet. Wir z.B. haben stetigen Kontakt zu unserem zuständigen Veterinäramt. Mitglieder bzw. Vorstände sollten oftmals vor Ort sein und die Tierheime persönlich besuchen. Das ist ein ganz wichtiger Faktor. Wir haben zu unseren Heimen gute Kontakte und kenne alle Leiter und Helfer persönlich, haben quasi Dauerkontakt. Die Heime die von uns betreut werden müssen auch etwas vor Ort machen, sonst ist eine Hilfe von unserem Verein nicht mehr möglich.. Wir könne Auskünfte über viele Hunde dort geben weil die Leute gut informiert sind oder wir die Tiere selbst kennen. Wichtig ist auch noch daß der Verein eine Genehmigung nach §11 Tierschutzgesetzt nachweisen kann, damit unterliegt man einer Kontrolle und arbeitet legal.

Ein für uns immer grösser werdendes Problem sind leider die vielen privaten Tierschützer in Ungarn aus dem westeuropäischen Ausland. Häufig sind es Einzelkämpfer die oft den Überblick verlieren. Nicht selten bekommen wir dann einen Hilferuf wir sollen dort helfen. Erst kürzlich ging es um eine Dame aus D die dort schon lange alleine lebt, Sie rettete Hunde und wegen einer Erkrankung musste sie nach D ins Krankenhaus. Niemand konnte die Tiere pflegen. Hier wendet sich dann plötzlich das Blatt und man muss die ungarischen Tierschützer noch bitten sich um unsere eigenen Landsleute und deren Tiere zu kümmern. Oftmals waren die Tiere schon in grauenvollen Zustände und sehr verwahrlost.

Auch sollte man Abstand halten zu privaten Personen in Ungarn die angeblich Hunde von dort retten und bei ebay oder facebook anbieten. Diese unterliegen keinerlei Kontrolle und ein Tier das ohne Traces nach Deutschland vermittelt wird, kommt definitiv illegal. Auch mit Spenden direkt auf paypal-Konten ins Ausland (oft sind es Privatleute die mit traurigen Hundebildern posten) sollte man Abstand halten. Auch in Ungarn benötigt man eine Genehmigung vom Veterinärmt um legal Hunde ins Ausland zu bringen. Viele Hunde werden hier noch im Privat-PKW ohne offizielle Papiere über die Grenze gebracht und als Privathunde ausgegeben. 

Der Bericht der Damen aus dem Tierheim Nördlingen ist sehr gut, aber es zeigt leider nur eine relativ oberflächliche Sicht der Zustände in Ungarn und man sollte explizit darauf hinweisen -was für Vereine man unterstützen sollte und wo man besser die Finger davon lassen sollte. Aber trotz aller Gesetze gibt es auch hier noch schwarze Schafe, daher ist eine Vorabinformation für Interessenten sehr wichtig….

Und in Ungarn wird getötet nach wie vor, heimlich still und leise hinter geschlossenen Türen – man sieht es nur nicht so wie oftmals in Rumänien :-(((